Inscriptio Mensis Ianuarii – Inschrift des Monats Januar
Der Januar ist nach dem zweigesichtigen römischen Gott Janus benannt. Janus war der Gott der Schwelle und des Übergangs, er sieht ins alte Jahr zurück und ins neue hinein.
Und das Jahr startet lateinisch!
ANNO DOMINI (kurz: A.D. wie oben am Haus Samson in Leer, oder einfach ANNO wie am Seiteneingang der Waage oder am Brunnen der AOK, ebenfalls in Leer) liest man an verschiedenen Bauwerken auch in unserer Region. Übersetzt heißt es „im Jahre des Herrn“. Mit diesem Herrn ist Jesus Christus gemeint, nach dem sich unsere Zeitrechnung richtet. Anders ausgedrückt: Nach dem Abstand zum Jahr seiner Geburt teilen wir unsere Zeit ein. ANNO DOMINI heißt also auch so viel wie „nach Christus“.
Etwas „inkonsequent“ ist die Angabe des Jahres 1960 in arabischen Ziffern nach der lateinischen Inschrift hier in der St .Ansgar-Kirche in Elisabethfehn. Folgerichtig in lateinischer Schreibweise steht das Datum z.B. in der Friesenstraße in Leer an dem Gebäude, in dem derzeit die Verwaltung des Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises untergebracht ist:
Die Zahl lässt sich leicht auflösen: Lateinische Zahlen gliedern sich immer streng in Tausender, Hunderter, Zehner und Einer (sofern jeweils vorhanden) und setzen sich aus den folgenden Zeichen zusammen:
M = 1000 , D = 500 , C = 100 , L = 50 , X = 10 , I = 1
Dazu gelten noch die folgenden Regeln:
- Nur maximal drei gleiche Zeichen stehen nebeneinander.
- Steht ein „kleineres“ Zeichen vor einem „höheren“, wird es abgezogen, z.B. IV = 5 minus 1, also 4.
- Nur C, X, und I werden abgezogen, und zwar nur vom nächsthöheren bzw. den beiden nächsthöheren Zeichen: I von X, X von L oder C, C von D oder M. 1999 ist also z.B. nicht IM, sondern MCMXCIX.
- Es wird immer nur ein Zeichen abgezogen, also z.B. XC = 90, aber 80 heißt nicht XXC. 80 lautet in lateinischer Schreibweise LXXX.
MCMVIII bedeutet also 1908.
AEDIFICATUM stammt vom Verb aedificare (= erbauen) und heißt „erbaut“. Diese deutsche Version liest man in Leer auch an vielen älteren Häusern.
Keine „Inschrift“ im eigentlichen Sinne, aber ein willkommener Begleiter durch das Jahr ist das Zeichen der Sternsinger, das zu Beginn eines Jahres mit Kreide an viele Eingänge geschrieben wird, hier z. B.: 20*C+M+B*16.
Eingerahmt werden die Buchstaben jeweils vom begonnenen „annus domini“. Diese Buchstaben stehen nicht, wie manchmal angenommen wird, für die Namen der Heiligen Drei Könige (Caspar, Melchior, Balthasar), sondern sind die Abkürzung des alten lateinischen Segens CHRISTUS MANSIONEM BENEDICAT, „Christus segne dieses Haus“. BENEDICAT erinnert nicht zufällig an den Namen des Papstes Benedikt XVI., welcher sich ebenfalls vom Verb benedicere ableitet und übersetzt „der Gesegnete“ heißt.