Studienreise nach Israel – Albrecht Weinberg war mit dabei!

Eine unvergessliche Studienfahrt liegt hinter dem Seminarfachkurs „Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Ostfriesland“ des Abiturjahrgangs 2023.

Eine Woche lang erkundeten die Schüler*innen im Land Israel die jüdische Geschichte hautnah vor Ort. Das Besondere: Der Holocaust-Überlebende und Namensgeber unserer Schule, Albrecht Weinberg, hatte sich der Reise angeschlossen. Dass die Begegnung mit dem Staat der Juden in Weinbergs Begleitung etwas Einmaliges ist, versteht sich von selbst.

Der sechsarmige Leuchter, das Wahrzeichen der Gedenkstätte Yad Vashem. Jede „Kerze“ versinnbildlicht eine der 6 Millionen Holocaust-Opfer.

Die Seminarfachleiterin A. Chudzinski-Schubert hatte mit einem versierten Israel-Reiseveranstalter aus Stuttgart ein sehr passendes Programm entworfen, in dessen Zentrum ein zweitägiger Aufenthalt in der nationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem stand.

Dort gab es nicht nur eine Führung durch die bewegende Ausstellung, sondern auch zwei Begegnungen mit weiteren Holocaust-Überlebenden. Zipora Feivlovich, geb. 1926, stammt aus Ungarn und wurde von dort nach Auschwitz verschleppt; glücklicherweise überlebten sie und drei Geschwister den Holocaust, wogegen die Eltern, ein Bruder und die meisten weiteren Verwandten ermordet wurden. Die Darstellung ihres Leidenswegs, der sich von dem von Albrecht Weinberg so vielfältig unterscheidet und doch letztlich nur eine Variation der „Hölle auf Erden“ ist, berührte die Schüler*innen. Auch Tswi Herschel, der als Baby von seinen jüdischen Eltern in die Obhut einer christlichen Pflegefamilie gegeben wurde und nur dadurch überlebte, beeindruckte mit seiner Geschichte.

 

 

 

Jarno führt A. Weinberg zu einer Vitrine mit Häftlingskleidung.
Tjard spricht mit A. Weinberg über das Modell des Vernichtungslagers Auschwitz.
Zipora Feivlovich erzählte ihre bewegende Leidensgeschichte.

Ergänzt wurde die Arbeit in der Gedenkstätte durch die Beschäftigung mit ausgewählten „Gerechten unter den Völkern“. Mit diesem Ehrentitel und einem eigens für die betreffende Person in der Gedenkstätte gepflanzten Baum werden Menschen geehrt, die nachweislich durch ihren selbstlosen und oft lebensgefährlichen Einsatz Juden vor der Verfolgung und Ermordung gerettet haben.

Albrecht Weinberg lässt sich von einigen Schülern an die Klagemauer führen. An der Mauer beten Frauen und Männer getrennt voneinander.

Selbstverständlich ließ die Reisegruppe nicht die Gelegenheit aus, bei einer Führung durch die Altstadt Jerusalems die Spuren der Passion Jesu nachzuverfolgen: hierzu gehörten der Blick vom Ölberg auf die Stadt, der Besuch der Klagemauer unterhalb des Tempelbergs, der Gang durch den Garten Gethsemane und schließlich durch die Via Dolorosa zur Grabeskirche an der Kreuzigungsstätte.

Eine Tagesfahrt mit Bergwanderung in der Oase En Gedi und Badeaufenthalt am Toten Meer ergänzte das Besichtigungsprogramm.

 

 

 

Steffen Seibert, deutscher Botschafter in Israel, im Gespräch mit A. Weinberg und den Schüler*innen

Für die letzten beiden Tage der Studienfahrt quartierte sich die Gruppe in Tel Aviv ein. In einer Begegnung mit dem neuernannten Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, Herrn Steffen Seibert, zeigte dieser sich beeindruckt von dem Wissen und Engagement der Schüler*innen in Sachen Erinnerungskultur. Herrn Weinberg im Kreis der Schüler*innen kennenlernen zu können, hat den Botschafter sichtlich bewegt.

 

 

 

 

Herr Weinberg vor der Gebotstafel der Leeraner Synagoge

Für Weinberg selbst gab es wiederum einen emotionalen Moment, als er gemeinsam mit den Schüler*innen in einer Synagoge der Stadt die dort ausgestellte steinerne Gebotstafel berühren konnte, die 1938 nach dem Brandanschlag auf die Leeraner Synagoge aus dieser geraubt wurde und jahrzehntelang verschollen war, bevor sie vor gut 30 Jahren wieder auftauchte und schließlich den Weg zu ehemaligen Leeraner Bürgern fand, die nach dem Holocaust nach Tel Aviv ausgewandert waren.

 

 

 

 

 

Gruppenfoto vor einem der Flüchtlingsboote, mit denen Juden versuchten, nach Erez Israel zu gelangen

Der letzte Programmpunkt führte die Schülergruppe und Weinberg schließlich in die Gedenkstätte des Flüchtlingslagers Atlit. Dieses Lager hatte Großbritannien während seines Völkerbundsmandats für Palästina in den 30er und 40er Jahren genutzt, um dort illegal eingewanderte Juden unterzubringen. Die Einreise von Juden nach Israel war seinerzeit nur einer festgelegten Personenzahl pro Jahr gestattet, welche vor dem Hintergrund der Judenverfolgung jedoch keineswegs ausreichend war. So kam es dazu, dass Holocaust-Flüchtlinge den NS-Lagern entkamen, auf illegale Weise unter dramatischen Bedingungen nach Israel flüchteten, wo sie sich dann doch in einem Lager wiederfanden. Weinberg, der nach seiner Befreiung aus Bergen-Belsen zunächst zunächst auch eine Emigration nach Israel in Betracht gezogen hatte, zeigte sich nach der Führung durch die Gedenkstätte erleichtert, dass er sich schließlich für das Exil in den USA entschieden hat.

Die beeindruckende Reise ging zu Ende, nachdem die Schüler*innen sich noch ein paar entspannende Stunden am Mittelmeerstrand gönnten, während Albrecht Weinberg sich mit einigen Freunden zur Schabbatfeier treffen konnte.

Lesen Sie hier die bemerkenswerten Kommentare einiger Schüler*innen zu ihren Erfahrungen.

Unseren hervorragenden Reiseleiter Uriel Kashi empfehlen wir gerne weiter: Reiseleiter Uriel Kashi

Diese besondere Reise ist auch außerhalb unserer Schule in der Öffentlichkeit wahrgenommen worden. Neben der Heimat-Zeitung „General-Anzeiger“ erschienen Reportagen inzwischen auch im bundesweit herausgegebenen Wochenmagazin „Stern“  (52/2022) sowie im „Ostfriesland-Magazin“ (01/2023). Drei Journalisten hatten die Reise begleitet.