„Heimat und Hass“ – SchülerInnen untersuchten rechtsextremistische Strategien
Welche Musik hören Nazis? Welche Rolle spielt Rechtsextremismus im Fußball? Wie gefährlich ist der Neue Rechtsextremismus für junge Menschen? Im Rahmen des Projektes „Heimat und Hass“ setzten sich 18 höchst engagierte Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 8-11 mit dem Rechtsextremismus in Deutschland kritisch auseinander. Um es den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, das gesellschaftlich höchst aktuelle Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, luden die betreuenden Politik-Wirtschaft-Lehrkräfte Robert Fuchs und Imke Noormann zwei Experten ein: Am 26.06.2019 besuchte ein Mitarbeiter des Niedersächsischen Verfassungsschutzes die Gruppe, um über die Arbeit des Verfassungsschutzes zu berichten. So konnten die Schülerinnen und Schüler beispielsweise erfahren, wann in das Post- und Fernmeldegeheimnis eingegriffen werden darf und weshalb der Einsatz von sogenannten V-Männern auch innerhalb des Verfassungsschutzes immer wieder heiß diskutiert wird. Weiterhin charakterisierten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit dem Verfassungsschutzmitarbeiter die Alte Rechte und Neue Rechte anhand von Originalvideos. Dabei konnte festgestellt werden, dass Rechtsextremismus logisch kaum zu erklären ist und dass insbesondere das strategische Vorgehen der Identitären Bewegung ein großes Gefahrenpotenzial für junge Menschen darstellt. Nach dem dreistündigen Workshop waren sich die
Schülerinnen und Schüler einig, dass der Besuch des Verfassungsschutzmitarbeiters nicht nur das gemeinsame Projekt vorangetrieben habe, sondern auch eine Bereicherung über das Projekt hinaus dargestellt habe. Dies war auch der schülernahen Gestaltung des Workshops geschuldet.
Am 27.06.2019 nahm der Neonazi-Aussteiger Felix Benneckenstein den weiten Weg aus Bayern auf sich, um den Projektgruppen „Heimat und Hass“ und „Mitwirkungsmöglichkeiten für junge Leute vor Ort“ Rede und Antwort zu stehen. Benneckenstein war knapp zehn Jahre Teil der Szene. Gemeinsam mit seiner Frau Heidi, deren Kindheit bereits von Rechtsextremismus geprägt war, gelang ihm der Ausstieg. Seitdem engagiert er sich in der Aussteigerhilfe. Er berichtete den Schülerinnen und Schülern von seinen Einstiegsmotiven und den Herausforderungen, die ein Ausstieg aus der Szene mit sich bringt. Die Schülerinnen und Schüler hörten Benneckensteins Erzählungen gespannt zu, stellten unzählige Fragen und betonten im Anschluss, dass die Einschätzung aktueller Geschehnisse durch einen Kenner der Szene besonders interessant gewesen sei.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Förderverein, ohne den der Besuch Benneckensteins nicht hätte realisiert werden können. Den Schülerinnen und Schülern wurde so eine vielleicht einmalige Möglichkeit des Austausches geboten, die sicherlich weit über Projektwoche hinaus in Erinnerung bleiben wird. (Imke No)