Inscriptio Mensis Decembris – Inschrift des Monats Dezember

Der Dezember war ursprünglich der zehnte Monat des römischen Jahres (decem = zehn).

Die Inschrift des Monats tragen dieses Mal drei kleine Engel, die zur Weihnachtskrippe in der St. Jakobus-Kirche in Ramsloh gehören. Es sind bekannte Worte aus der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium (Kapitel 2, Vers 14):

Engel klein 1

Engel klein 3

Engel klein 2

Gloria in excelsis Deo et in terra Pax hominibus bonae voluntatis.

 

Eine möglichst wörtliche Übersetzung: „Ehre in der Höhe (für) Gott und auf der Erde Frieden den Menschen des guten Willens.“

Es sind die Worte, die die Scharen der Engel (der Einfachheit halber über der Ramsloher Krippe nur drei…) singen, als sie den Hirten in der Weihnachtsnacht erscheinen und ihnen stellvertretend für alle Menschen die Weihnachtsbotschaft verkünden.

Dafür, dass die Worte so bekannt sind, sind sie doch gar nicht so leicht zu übersetzen – bzw. zu deuten, denn jede Übersetzung ist immer ein Stück weit eine Interpretation. (Das lateinische Verb interpretari bedeutet entsprechend auch „übersetzen“.)

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Übersetzungen dieser schönen Worte. Diese gehen natürlich in der Regel vom griechischen Originaltext aus, der aber die gleichen Fragen aufwirft.

Da ist zunächst einmal das Fehlen eines Prädikats, eine so genannte Ellipse, wie sie schon bei mehreren Inschriften des Monats vorkam. Aber was genau ist zu ergänzen? Soll man „Ehre sei Gott“ einsetzen oder „Ehre ist Gott“? Wollen die Engel also einen Wunsch (bzw. eine Aufforderung) weitergeben oder eine Tatsache? In den verschiedenen Bibelübersetzungen findet man beide Deutungen.

Besonders schwer zu verstehen sind die letzten beiden Worte: Was genau bedeutet bonae voluntatis? Auch hier gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Auslegungen in den Übersetzungen: Einmal sieht man in der Formulierung die „Menschen, die guten Willens sind“, die es also gut meinen und Gutes tun wollen. Zum anderen gibt es auch die bekannte Übersetzung „den Menschen seines (= Gottes) Wohlgefallens“ – der gute Wille, das „Gut-Meinen“ geht dann eben gerade nicht von den Menschen aus, sondern von Gott, dem die Menschen „gefallen“ und der es „gut mit ihnen meint“.

In jedem Fall gehören die Ehre, die man Gott entgegenbringt, und der Frieden auf Erden offenbar eng zusammen. Auf den Bannern der kleinen Engel in den Tannenzweigen über der Krippe in Ramsloh sind die entscheidenden Worte dementsprechend mit einem groß geschriebenen, roten Buchstaben markiert: Gloria – Deo – Pax / Ehre – für Gott – Frieden

Die Engel singen an Weihnachten davon, weil dem christlichen Glauben zufolge durch die Geburt Jesu, das „Auf-die-Erde-Kommen“ Gottes also, Frieden möglich wird – Frieden zwischen Gott und Mensch und damit auch innerer Frieden für jeden Einzelnen und Frieden der Menschen untereinander. Weihnachten wird deshalb als das  „Fest des Friedens“ gefeiert.

Vielleicht hörst du / hören Sie in diesen Tagen irgendwo das bekannte Weihnachtslied „Engel auf dem Felde singen“ mit dem eingängigen Refrain „Gloria (oder eher: Glooo-ho-ho-ho-ho-hoooo-ho-ho-ho-ho-hoooo-ho-ho-ho-ho-hooooria) in excelsis deo“, das den Gesang der Engel – zumindest den ersten Teil davon – auf Latein wiedergibt. Viel Freude beim Mitsingen oder Mitsummen und eine schöne Adventszeit (natürlich vom lateinischen adventus = Ankunft)!

Engel groß

(Engel über der Krippe in der St. Bonifatius-Kirche in Rhauderfehn, wie seine Ramsloher Kollegen mit lateinischem Banner – und einem etwas ernsten Gesichtsausdruck…)